Die Anfänge

In Deutschland leben über 5 Millionen Muslime. In den 60er Jahren kamen die meisten von ihnen bzw. ihre Eltern und Großeltern im Zuge der Arbeitsmigration nach Deutschland. Sie gründeten Vereine und Moscheen, um ihre Religion und ihre Kultur  und, Tradition auszuüben. Mittlerweile sind sie in Deutschland heimisch geworden und leisten ihren vielfältigen gesellschaftlichen Beitrag für das Gemeinwohl.

In den Vereinen und Moscheen finden viele Begegnungen statt. Um das Kennenlernen und den Dialog zu intensivieren, organisieren die Muslime in Deutschland seit 1997 jedes Jahr den Tag der offenen Moschee (TOM) – ein Tag, an dem Menschen unterschiedlicher Religionen und Kulturen sich in den Moscheen treffen. Natürlich kann man auch außerhalb des TOM die Moscheen besuchen.

 

Warum ein TOM-Motto?

Seit 2007 wird am 3. Oktober der Tag der offenen Moschee unter dem Schirm des Koordinationsrats der Muslime (KRM) und mit  einem neuen Motto organisiert. Der jeweils festgelegte Themenschwerpunkt soll verdeutlichen, dass Muslime, die in Moscheen, Vereinen, Bildungs- und Kultureinrichtungen, Initiativgruppen und Aktionsbündnissen aktiv sind, sich längst mit den Themen der Gesamtgesellschaft auseinandersetzen und positiv hineinwirken möchten. Ebenso ermöglicht es dieses Schwerpunktthema, ein reales Bild der Muslime, das in der breiten Öffentlichkeit kaum Beachtung findet, in die Gesamtgesellschaft hineinzutragen. Zudem eröffnen die Themen jedes Jahr die Möglichkeit, das muslimische Selbstverständnis aus einer anderen Perspektive wiederzugeben.

 

Was gibt es am TOM?

Am 3. Oktober, dem Tag der Deutschen Einheit,  bieten mehr als tausend Moscheen Führungen, Vorträge, Ausstellungen, Informationsmaterialien und Begegnungsmöglichkeiten an, die von mehreren Tausend Besuchern wahrgenommen werden. Dieser bewusst gewählte Termin  für den TOM soll das Selbstverständnis der Muslime als Teil der deutschen Gesellschaft und ihre Verbundenheit mit der Gesamtbevölkerung zum Ausdruck bringen.

 

TOM-Mottos seit 2007 

2007: Moscheen – Brücken für eine gemeinsame Zukunft

2008: Moscheen – Orte der Besinnung und des Feierns

2009: Moscheen – Ein fester Teil der Gesellschaft. 60 Jahre Bundesrepublik

und ihre Muslime

2010: Der Koran – 1400 Jahre, aktuell und mitten im Leben

2011: Muhammad – Prophet der Barmherzigkeit

2012: Islamische Kunst und Kultur

2013: Umweltschutz – Moscheen setzen sich ein

2014: Soziale Verantwortung – Muslime für die Gesellschaft

2015: Junge Muslime in Deutschland – motiviert, engagiert, aktiv

2016: Hidschra – Migration als Herausforderung und Chance

2017: Gute Nachbarschaft – bessere Gesellschaft

2018: Religiosität: individuell, natürlich, normal

2019: Menschen machen Heimat/en

2020: Glaube in außergewöhnlichen Zeiten

2021: 25 Jahre TOM – Moscheen gestern und heute

2022: Knappe Ressourcen – große Verantwortung

 

Ziele des TOM 

Kennenlernen

Austausch geht nur durch Kennenlernen. Der TOM als ein Tag des Miteinanders und Kennenlernens bietet die Möglichkeit, die Vielfalt des muslimischen Lebens in Deutschland zu verdeutlichen, Missverständnissen vorzubeugen und Vorurteile abzubauen. Das Gegenüber ist nicht der „Andere“ oder „Fremde“, sondern Teil des „Wir“ in der Gesellschaft.

Kommunikation 

Durch die verschiedenen TOM-Mottos soll das Potenzial und das Selbstverständnis der Muslime in Deutschland mit all ihren Einrichtungen hervorgehoben werden. Dem steigenden Interesse am Islam und den Muslimen, aber auch dem in vielen Bereichen der Gesellschaft vorhandene Misstrauen, begegnen die Muslime mit einer offenen Moscheegemeinde. Dabei wird den Besuchern vor allem Möglichkeit des persönlichen Kontakts zu Muslimen und ein Einblick in das Gemeindeleben gegeben. Das allgemein verzerrte Bild des Islams kann oftmals nur auf der persönlichen Ebene ein Stück weit korrigiert werden.

Wissen und Vertrauen 

Eines der wichtigsten Ziele des TOM ist die Vermittlung grundlegender Kenntnisse über den Islam. Denn aufgrund der meist unzureichenden Informationen in den Medien und so mancher meist kulturell bedingter Vorurteile herrscht ein großer Informationsbedarf. Die authentische Darstellung der Religion kann Vertrauen zwischen den Menschen herstellen. Mehr als die theologisch fundierte Diskussion steht hierbei jedoch das gegenseitige Kennenlernen und eine daraus resultierende Veränderung der Wahrnehmung des Anderen im Vordergrund.

Konstruktiver Dialog

Ein weiteres Ziel des TOM ist es, den dauerhaften Dialog zwischen Menschen verschiedener Religion, Kultur und Herkunft aufrechtzuerhalten. Dieser beginnt mit der einfachen Begegnung und kann über einen fruchtbaren praktischen Dialog über gemeinsame Probleme  bis hin zu gemeinsamen Aktionen führen.

Der TOM ist eine gute Basis und eine willkommene Gelegenheit für den Dialog. Dieser Austausch ist unverzichtbar in religiös und kulturell pluralistischen Gesellschaften wie der Bundesrepublik Deutschland. Das Gespräch, welches oftmals mit einer einfachen Begegnung, einem Gruß oder mit einem gemeinsamen Mahl beginnt, bringt Menschen zusammen und hilft, Widrigkeiten der gemeinsamen Gesellschaft zu überwinden. Das Ergebnis solch eines Dialogs wird im Idealfall die gesamtgesellschaftliche Teilhabe fördern.

Partizipation und Anerkennung

Eine weitere Perspektive für den TOM ist die der Partizipation. Die Gemeindemitglieder bringen sich mit verschiedenen Veranstaltungen in die Gesellschaft ein und knüpfen Kontakte zu Mitgliedern anderer gesellschaftlicher Gruppen. Dies stellt einen wichtigen Beitrag zum gesamtgesellschaftlichen Zusammenleben dar, die zu Anerkennung führt. Viele Menschen in Deutschland (selbst manche Muslime) haben keine Vorstellungen von den unverzichtbaren Beiträgen einer Moscheegemeinde für die Gesamtgesellschaft. Die Aktivitäten der Gemeinde sind für viele nicht auf Anhieb sichtbar. Je mehr sich die Gemeinden nach „Außen“ präsentieren, desto mehr wird die Gemeindearbeit erkannt, anerkannt und gewürdigt.