Moscheen – im Dienste der Gemeinschaft

In den Moscheen werden religiöse und viele soziale, karitative und kulturelle Dienste angeboten. Dort werden der Glaube und die Religion in der Praxis vermittelt. Dabei werden besonders die Hauptquellen des Islams, also der Koran und die Sunna (die Tradition des Propheten) herangezogen.

Um das vielfältige Gemeindeleben in den Moscheen zu gestalten und aufrecht zu erhalten, bedarf es aktiver Mitglieder. Die Gemeinde wird durch einen ehrenamtlichen Gemeindevorstand geleitet, der aus der Mitte der Mitglieder gewählt wird und für die Gestaltung des Gemeindelebens verantwortlich ist.

Der Imam

Der Imam ist für die religiöse Betreuung und Lehre in der Gemeinde verantwortlich. Er ist der Ansprechpartner bei Fragen des Glaubens und der Religionspraxis. Zu den Aufgaben des Imams gehören die Leitung der täglichen Gebete, der Freitagsgebete sowie des Festtagsgebetes am Ende des Fastenmonats Ramadan und des Opferfestgebets. Neben den Festtagen werden aber auch die gesegneten Nächte wie die Kadr-Nacht oder besondere Tage wie der Jahrestag der Geburt des Propheten in der Moschee gefeiert.

Die älteste Form der religiösen Unterweisung ist die Predigt. Sie wird nicht nur unmittelbar vor dem Freitagsgebet gehalten, sondern kann auch zu jeder anderen Zeit stattfinden. Allerdings hat die Freitagspredigt eine besondere Stellung, denn mit der Predigt wendet sich der Imam an alle Mitglieder der Gemeinde. In der Freitagspredigt spricht er nicht nur religiöse Sachverhalte, sondern auch aktuelle gesellschaftliche und soziale Themen an.

Das Freitagsgebet ist ein gemeinschaftliches Gebet und kann nur in der Moschee und gemeinsam mit anderen Muslimen verrichtet werden. Daher ist die Anzahl der Teilnehmer am Freitagsgebet („Freitagsgemeinde“) höher als an anderen Tagen.

Der Imam spielt auch in der Erziehung und Bildung von Kindern und Jugendlichen eine wichtige Rolle. Unter seiner Leitung findet die Vermittlung der religiösen Grundlagen statt. Vor allem in diesem Bereich, aber auch in allen anderen Tätigkeitsfeldern des Imams wirken viele Ehrenamtliche mit. Ohne ihren Beitrag könnten zahlreiche Angebote der Moschee nicht realisiert werden.

Ferner ist der Imam auch aktiv an der Erwachsenenbildung der Gemeinde beteiligt. Dazu leitet er Kurse, in denen beispielsweise die Rezitation des Korans oder die Grundlagen des Islams erlernt und vertieft werden können. Schließlich ist er für viele Muslime, ob nun Gemeindemitglied oder nicht, ein Ansprechpartner in vielen Krisensituationen. So begleitet er beispielsweise bei Todesfällen oder Unfällen die Betroffenen mit Rat und Tat. Im Falle des Todes übernimmt der Imam meistens die Waschung des Verstorbenen und leitet das Gebet. Er ist zudem an den Vorbereitungen der Pilgerfahrt beteiligt und begleitet auch die Pilger auf ihrer Reise.

Einen besonderen Stellenwert im Gemeindeleben hat der Fastenmonat Ramadan. Der Ramadan ist ein Monat, in dem sich der Gläubige besonders seinen spirituellen Bedürfnissen widmet und neben dem Fasten auch andere Gottesdienste verrichtet. Dazu gehören die vom Imam geleiteten Tarâwîh-Gebete, zu denen sich die Muslime nach dem Fastenbrechen in der Moschee versammeln. Zudem finden im Ramadan täglich gemeinsame Koranrezitationen statt.

Frauen- und Jugendarbeit

Um den individuellen Anforderungen aller Mitglieder einer Gemeinde gerecht werden zu können, werden verschiedene Arbeitsgruppen mit bestimmten Schwerpunkten gebildet.

Einer der wichtigsten Schwerpunkte innerhalb der Gemeindearbeit stellt dabei die Frauenarbeit dar. Ziel dieser Arbeit ist es, den Frauen bei der Erfüllung ihrer religiösen Bedürfnisse beizustehen und ihre Fragen hinsichtlich des religiösen Lebens zu beantworten bzw. sie dabei zu begleiten. Dazu wird in vielen Gemeinden ein Frauenausschuss gebildet, der Vorträge organisiert und Schulungen für Frauen anbietet. Oftmals steht auch eine Theologin als Ansprechpartnerin für die Gemeinde zur Verfügung.

Darüber hinaus erarbeitet der Frauenausschuss Angebote, die die Teilnahme von muslimischen Frauen und Mädchen am gesellschaftlichen Leben, insbesondere die Nutzung von Bildungs- und Ausbildungsmöglichkeiten erleichtern sollen. Von zentraler Bedeutung sind dabei die Förderung von Sprachkenntnissen und das Ermutigen zur Übernahme von Aufgaben in der Gemeinde und im öffentlichen Leben.

Einen weiteren Schwerpunkt stellt die Jugendarbeit dar, die in den Gemeinden von Jugendlichen für Jugendliche geleistet wird. Engagierte junge Gemeindemitglieder übernehmen dabei Verantwortung für die Jugendlichen in der Gemeinde und bemühen sich, den Bedürfnissen und Wünschen der muslimischen Jugend gerecht zu werden und auftretende Schwierigkeiten im Leben der Jugendlichen gemeinsam zu bewältigen. Ein hoher Stellenwert kommt dabei der Wertevermittlung und der Identitätsbildung zu.

Zu den Tätigkeiten im Bereich der Jugendarbeit gehören die Organisation und Durchführung von Jugendprojekten, Gesprächskreisen, Vorträgen, Wochenendausflügen, allerlei sportlichen Aktivitäten sowie Sprachkursen, Jugendreisen, Computerkursen und die Betreuung bei schulischen Problemen. So werden den Jugendlichen in der Moscheegemeinde Wege zur Freizeitgestaltung und zu einem positiven Beitrag zur Gesellschaft aufgezeigt. Der erste offenbarte Vers des Korans beginnt mit der Aufforderung: „Trag vor im Namen deines Herrn, der schuf…“ (96:1) Dieser und andere Koranverse sowie Aussprüche und die Praxis des Propheten Muhammad (s) waren ausschlaggebend dafür, dass die Moschee von Anfang an auch ein Ort der Wissensvermittlung war.

So ist die Vermittlung von fundiertem religiösem Wissen, die Erziehung der Kinder und Jugendlichen zu selbstbewussten Menschen die grundlegende Aufgabe der Moscheegemeinde. Von besonderer Bedeutung ist hierbei neben der  religiösen auch die allgemeine Bildung, das Erlernen der deutschen Sprache sowie der Muttersprache. Im Rahmen der Bildungsarbeit, bei der es in erster Linie um die Vermittlung und Vertiefung religiösen Wissens geht, werden vielfältige Angebote für unterschiedliche Altersgruppen gestaltet. In den Sommerferien werden meist Sommerkurse organisiert, bei denen Kinder und Jugendliche neben der religiösen Bildung auch sportliche und soziale Aktivitäten wahrnehmen können.

Die Bildungsarbeit in den Moscheen beschränkt sich, wie bereits gesagt, nicht nur auf die Vermittlung von Religion. Den Moscheegemeinden ist bewusst, dass eine gute Bildung der Schlüssel zu einer erfolgreichen gesellschaftlichen Partizipation ist. Aus diesem Grund legen Moscheen Wert auf eine gute Bildung und Ausbildung der Kinder und Jugendlichen. Die Unterstützung durch die Gemeinde soll ihnen den Weg in eine erfolgreiche berufliche Laufbahn ebnen und den Jugendlichen bei der Verwirklichung ihrer Ziele helfen. Deshalb bieten viele Gemeinden Nachhilfekurse und Hausaufgabenhilfen an.

Die Öffentlichkeit und der Dialog 

Die aktive Öffentlichkeitsarbeit ist in vielen Moscheen eine recht junge Entwicklung. Mit der Festigung des Selbstverständnisses muslimischer Migranten, ein Teil der Gesellschaft zu sein und damit auch Verantwortung für das Gemeinwohl übernehmen zu wollen, wurde der Dialog mit der Mehrheitsgesellschaft immer wichtiger. Angesichts des allgemeinen Interesses am

Islam und den Muslimen Deutschlands ist die Gestaltung einer aktiven Öffentlichkeitsarbeit in jeder Gemeinde eine Selbstverständlichkeit geworden. Die Moscheegemeinden bemühen sich um einen guten Kontakt zu Kommune, Kirchen, Schulen, Presse, zu den Nachbarn und allen anderen Bürgerinnen und Bürgern der Stadt.

Der Dialog hat eine lange, auf die Anfänge der Migration zurückreichende Vergangenheit. Er hat sich vom gegenseitigen Kennenlernen über Streitgespräche immer mehr hin zu einem praktischen Dialog weiterentwickelt, bei dem es um den gemeinsamen Einsatz für die Gesellschaft geht. Bezüglich des Umfangs und der Qualität der Dialogarbeit gibt es Unterschiede in den einzelnen Gemeinden. Einige Moscheen führen einen regelmäßigen Dialog mit einem oder mehreren Partnern, der in Form von Runden Tischen organisiert wird. Andere laden alljährlich zum Beispiel zum Fastenbrechen in die Moschee ein. Oftmals werden Moscheen jedoch nur von anderen religiösen Gemeinschaften als Dialogpartner anerkannt. Der Hoffnung auf einen tatsächlich gesamtgesellschaftlichen Dialog stehen oftmals Vorurteile im Wege.

Ein entscheidender Beitrag zum gesamtgesellschaftlichen Dialog wird von muslimischer Seite mit dem Tag der offenen Moschee (TOM) geleistet. An diesem Tag, der seit fast zwei Jahrzehnten bundesweit am 3. Oktober stattfindet, laden die Moscheen alle Bürgerinnen und Bürger zu einem Besuch ein, damit sie sich ein eigenes Bild vom Islam und den Muslimen machen können. Doch auch außerhalb dieses Tages bieten Moscheen immer öfter Moscheeführungen und Informationsveranstaltungen an.

Soziale Dienste 

Muslime in Europa stellen unter den Muslimen in der Welt eine Minderheit dar, die in einem relativen Wohlstand lebt; ein Wohlstand, der dieser Minderheit eine größere soziale Verantwortung auferlegt: „Ihr werdet niemals Frömmigkeit erlangen, solange ihr nicht von dem spendet, was ihr liebt…“ (Sure Âli Imrân, 3:92)

Aus diesem Grund beteiligen sich Muslime in den Gemeinden an humanitärer Hilfe für Arme und Bedürftige. Besonders für notleidende und von Katastrophen gepeinigte Regionen wird immer wieder gespendet. Weiterhin werden nachhaltige Projekte wie die Errichtung von Schulen und Krankenhäusern unterstützt. Immer mehr kommen auch Aspekte der gegenseitigen Fürsorge und des Einstehens für die Schwachen der Gesellschaft zum Zuge. Moscheegemeinden beteiligen sich an gesellschaftlichen Initiativen, die Bedürftigen unter die Arme greifen. Damit leisten sie ihren Beitrag zur gesamtgesellschaftlichen Solidarität.